Real Assets aktuell: Silber – der (ungeliebte) Stiefbruder des Goldes

Kolumne von Markus Merkel, Leiter Mandate und Kooperationspartner der steinbeis & häcker vermögensverwaltung gmbh

Landläufig wird gerne vom Silber als dem kleinen Bruder des Goldes gesprochen, was ein fürsorglich-harmonisches Miteinander suggeriert. Nun – ganz so ist es wohl nicht. Vielmehr scheint zwischen den beiden Edelmetallen ein ausgesprochener Bruderzwist in der Wahrnehmung der Anleger zu bestehen.

Schwankungsintensive Aktienmärkte – Goldpreis lange Zeit ohne Reaktion
Ungeachtet einer Zunahme der Volatilität an den Kapitalmärkten hat Gold im Jahresverlauf lange kein entgegengesetztes Preisverhalten zu den internationalen Aktienmärkten gezeigt. Dies mag darauf zurückzuführen sein, dass der Zinsanstieg in den USA aktuell nicht inflationsgetrieben ist, sondern tatsächlich mit höheren Realzinsen einhergeht. Ein tendenziell erstarkender US Dollar tat ein Übriges und selbst die politischen Unruhen in der südeuropäischen Peripherie, Handelsstreitigkeiten zwischen Weltmächten oder wiederaufkeimende Sorgen über die Stabilität des Finanzsystems hatten wenig Einfluss auf den Goldpreis. All dies lenkt den Blick weg von einer absoluten hin zu einer relativen Betrachtung des Goldes gerade auch im Vergleich zu Silber. Maßgeblich ist hier das so genannte Gold-Silber-Ratio, das sich auf langjährige Höchststände zubewegt.

Am Gold-Silber-Ratio lässt sich ablesen, wie viele Feinunzen Silber einer Feinunze Gold entsprechen. Es zeigt somit das Wertverhältnis zwischen den beiden Metallen an. Kernaussage: Je höher die Ratio ist (derzeit ca. 84) desto niedriger ist Silber im Vergleich zu Gold bewertet. Das Ratio bestimmt sich durch Division des Goldpreises durch den Silberpreis (jeweils in USD je Feinunze). Historisch zeigt eine Ratio über 80 eher eine Unterbewertung des Silbers gegenüber Gold an, wohingegen eine Ratio unter 40 Silber eher als vergleichsweise teuer erscheinen lässt.

Über die Jahrhunderte hinweg weist die Gold-Silber-Ratio eine überaus wechselvolle Geschichte auf und bewegte sich zwischen 1:10 und 1:100. Diese Preisschwankungen spielten in der Geschichte der modernen Währungen, etwa für die Herausbildung des klassischen Goldstandards als international anerkannte Reservewährung, eine wichtige Rolle. Ab dem späten 19. Jahrhundert veränderte sich das Verhältnis dauerhaft zu Ungunsten des Silbers. Ein Grund für die Veränderung war, dass insbesondere Silber zunehmend als Industriemetall wahrgenommen wurde. Als Gold und Silber noch die Funktion als Zahlungsmittel ausübten, orientierte sich das Umtauschverhältnis an den natürlichen Rohstoffvorkommen und den jährlichen Fördermengen.

Für ein letztes Aufflackern des Silberpreises sorgten die Brüder Hunt, die in den 1970er Jahren mittels spekulativer Käufe von Terminkontrakten den Silberpreis auf bis zu USD 50 trieben, ehe Silber den Weg einer jeden Blase nahm und am Ende der Preis niedriger als zu Beginn der Manipulation bei USD 5 lag. In den letzten zwanzig Jahren schwankte die Ratio stabil zwischen 1:50 und 1:70 mit Ausnahme des Jahres 2011 (1:34).

Gold und Silber in der professionellen Vermögensverwaltung
Eine grundsätzliche Wechselwirkung zwischen beiden Metallen und dem US Dollar lässt sich nicht leugnen. Kursaufschläge der Metalle können durch eine gegenüber dem Euro schwächeren US-Währung konterkariert werden. Insofern erscheint es uns geboten, beide Effekte zu entkoppeln. Gedanklich sollten das Edelmetall und die Währungskomponente in klar voneinander geschiedene Assetklassen zerlegt werden. Maßgeblich ist die Währungsverteilung im Gesamtdepot, nicht die unmittelbare Wechselwirkung mit einem einzelnen Asset. Anleger, die in diesen Tagen über Depot-Ergänzungen in Form von Gold und Silber nachdenken, könnten freilich auch noch die entsprechenden Minenwerte in Betracht ziehen. Hier gelten jedoch weitgehend andere Preisbildungsfaktoren. So reagieren die Explorations- und Fördermöglichkeiten durchaus träge auf veränderte Nachfragesituationen der eigentlichen Metalle. Das zusätzliche unternehmerische, wie auch politische Risiko (Enteignungen, Sondersteuern in den Abbauregionen) der jeweiligen Aktien tritt noch hinzu. Nicht von der Hand zu weisen ist auch eine ausgeprägte Volatilität derartiger Titel, gerade im kurz- bis mittelfristigen Bereich. Wer dennoch betont chancenorientiert agieren möchte, kann freilich auch gehebelte Finanzinstrumente auf den Gold- und Silberpreis einsetzen. Wir praktizieren derartiges nicht.

Als sachwert-orientierter Vermögensverwalter berücksichtigen wir in der Regel Beimischungen auch der besprochenen Edelmetalle, gerne in einem 2/3-Verhältnis zugunsten des Goldes. Individuelle Ausgestaltungen der einzelnen Mandate wie auch die Hinzunahme weitere Metalle sind immer möglich. Es wird spannend sein zu beobachten, ob Silber perspektivisch wieder zu Gold, als seinem großen Bruder und Vorbild wird aufschließen können.

Beteiligungsgesellschaften – Smarte Investments zur Portfoliodiversifikation

Kolumne von Gerd Häcker, geschäftsführender Gesellschafter der steinbeis & häcker vermögensverwaltung gmbh

Beteiligungsgesellschaften sind ein spezielles Anlagesegment, mit dem der Anleger die Expertise und das Know-how von talentierten und spezialisierten Investoren nutzen kann, um sein Geld langfristig zu vermehren. Viele anerkannte Gesellschaften belegen mit ihren Investmenterfolgen, dass es durchaus Sinn macht, dieses Segment wieder einmal näher unter die Lupe zu nehmen.

Die Managementleistung ist der Schlüssel zum Erfolg

Die Erfolge von Beteiligungsgesellschaften sind maßgeblich von der Managementleistung der Unternehmensführung abhängig. Die Auswahl der Beteiligungen sowie die langfristige Strategie einer solchen Gesellschaft bestimmen das Anlageergebnis der Zukunft. Herausragende Persönlichkeiten wie Warren Buffett (Berkshire Hathaway), Tom Gaynor (Markel) oder Prem Watsa (Fairfax Financial Holdings) sind Musterbeispiele für kompetentes, langfristiges und wertorientiertes Investieren. Ihre Erfolge in der Vergangenheit sind gerade bei langfristiger Betrachtung herausragend. Dabei war es immer sehr entscheidend, ob sich das Management am Kapitalmarkt offensiv oder defensiv verhalten hat.

Die Unabhängigkeit bringt viele Vorteile im Vergleich zu klassischen Investmentfonds

Wo liegen eigentlich die besonderen Vorteile dieser Gesellschaften im Vergleich zu klassischen Investmentfonds? Im Gegensatz zu den immer stärker regulierten offenen Fonds können sich Beteiligungsgesellschaften nahezu unabhängig bei ihren Investmententscheidungen bewegen und auch jederzeit den Schwerpunkt ihrer Anlagen auf Firmen legen, die nicht börsennotiert sind. Es ist ihnen auch gestattet, hohe Cash-Bestände aufzubauen, um auf attraktive Einstiegsgelegenheiten zu warten. Sollte das Unternehmen keine liquiden Mittel für die Anlage mehr unterhalten, ist eine Kreditaufnahme jederzeit möglich, wenn eine Investition aussichtsreich erscheint. Das macht die Firmen unabhängig von Kapitalanlegern.

Bei Investmentfonds stellt sich die Situation häufig ganz anders dar. Dort ziehen nämlich erfahrungsgemäß gerade dann die Anleger ihre Gelder aus Furcht vor Kursrückgängen durch Fondsverkäufe zurück, wenn sich attraktive Investmentchancen ergeben – eine sehr prozyklische Vorgehensweise, die dem Fondsmanager oft gerade dann Liquidität entzieht, wenn Aktien auf ermäßigtem Niveau nachgekauft werden könnten.

Flexibilität durch langfristige Liquiditätsplanung

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